Die Geschichte des Priwall Siehe auch Geschichte der Priwallfähren
Mit der zweiten Gründung von Travemünde im 12. Jahrhundert, direkt an der Ostsee, begann auch die Geschichte des Priwall (damals auch Priwalk, Priwalck) und der Priwallfähren. Der Priwall mit seiner dünenartigen Landschaft und seinen flachen Strandbereich war vermutlich eine Insel. Die Insel war durch eine Flachwasserzone mit Mecklenburg verbunden. Im 13. Jahrhundert spülten mehre Sturmfluten den Priwallhals mit seiner Flachwasserzone hinweg, sodass ein neuer Zugang zur Pötenitzer Wiek entstand. Ein zweiter Hafen-Zugang hatte jedoch strategische Nachteile, sodass man im gleichen Jahrhundert eine dauerhafte Landverbindung nach Mecklenburg, durch den Bau eines Steindammes, schuf. Im Jahr 1226 erhält die Stadt Lübeck die Rechte an Travemünde sowie dem Priwall, durch Kaiser Friedrich II. Dennoch kam es zwischen Lübeck und den Grafen von Holstein immer wieder zu kämpfen, um die Kontrolle der Travemündung. Denn, wer die Macht über die Travemündung hatte, kontrollierte den Seehandel. Der Graf von Holstein konnte sich gegenüber Lübeck durchsetzen, sodass im Jahr 1226 Travemünde und der Priwall in seinen Besitz übergingen. Im Jahr 1307 schlossen die Grafen von Holstein mit der Stadt Lübeck einen Friedensvertrag. 22 Jahre später kaufte die Stadt Lübeck den Priwall und Travemünde, von dem holsteinischen Grafen. Damit bekam Lübeck die vollständige Kontrolle über den Hafen und den Seehandel. Dennoch erhob Mecklenburg den Anspruch auf die Halbinsel Priwall. Im 15. – und 16. Jahrhundert kam es deswegen immer wieder zu Streitigkeiten. Da jedoch keine Seite an einer Verschärfung des Konfliktes interessiert war, nutzten beide Parteien den Priwall als Weidefläche.Im 17. Jahrhundert wurde die Priwall-Fähre immer wichtiger, da Waren und Lebensmittel aus Mecklenburg, hauptsächlich über den Priwall, nach Travemünde gelangten. Im 18. Jahrhundert strandeten, nach schweren Stürmen, immer wieder Schiffe am Priwall Strand. Diese galten dann als Strandgut und wurden von der Bevölkerung geplündert. 1803 Kam es zu Verhandlungen zwischen der Hansestadt Lübeck und Mecklenburg-Schwerin. Die Herzöge von Mecklenburg verzichteten infolge des Reichsdeputationshauptschluß auf den Priwall und bekamen im Gegenzug einige Lübecker Dörfer. Damit war der Status des Priwall nun endgültig geklärt und einer Entwicklung stand nichts mehr im Wege. Da jedoch der Boden unfruchtbar war und für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht in Frage kam wurde 1815 mit ersten Aufforstungen, im mittleren Bereich des Priwall, begonnen. Im 19. Jahrhundert nahm die Dampfschifffahrt nach Travemünde immer mehr zu, sodass 1834 auf dem Priwall eine Kohlenlagerstätte (Kohlenhof) angelegt wurde. Außerdem entstanden 4 Jahre später ein Wirtshaus im Bereich der Priwallfähre und eine Heringssalzerei an der Pötenitzer Wyk. 1847 wurde die erste See-Badeanstalt auf dem Priwall eröffnet. Ein Jahr später brach in Travemünde die Cholera aus, darauf hin wurde auf dem Priwall ein Cholera-Lazarett eingerichtet. 1879 begann der Badebetrieb im großen Umfang zuzunehmen. Ab 1880 erhielt der Priwall einfache Unterkünfte für bedürftige Familien, die der Verein für Ferienkolonien baute. 1883 wurde der Lübeck-Travemünder-Rennclub gegründet und der nordwestliche Bereich, hinter der Südermole, als Austragungsort festgelegt. Nach der Fertigstellung der Pferderennbahn, mit Tribüne, wurden 1884 die ersten Pferderennen ausgetragen. Durch Einführung der Kurtaxe, im Jahr 1898, in Travemünde wurden die Bademöglichkeiten, auf dem Priwall, noch intensiver genutzt. Die 1898 gegründete Schlichting Werft vergrößerte sich aufgrund der Nachfrage nach Segelyachten und Fischerbooten. Die Werft verlegte daraufhin 1905 den Schiffbau von der Travemünder Seite auf den Priwall. Später ab 1954 wurde mit dem Eisenschiffbau begonnen. Die Produktionspalette umfaßte Kühlschiffe, Massengutfrachter, Container- und Ro/Ro-Schiffe. Bereits 1978 beschäftigt die Schlichting-Werft ca. 800 Ingenieure und Facharbeiter. 1987 ging die Schlichting Werft, wegen finanzieller Schwierigkeiten, in Konkurs. Der Priwall wurde als Badestrand immer beliebter, sodass 1913 die ersten Strandkörbe aufgestellt wurden. Mit der Gründung der Flugzeugwerft Lübeck-Travemünde GmbH begann 1914 die Fliegerei sowie die Enstehung eines Flughafens, auf dem Priwall. Im selben Jahr startete die Fliegerschule mit ihrem Ausbildungsprogramm. Die Flugzeugwerft wurde 6 Jahre später in Caspar-Werke GmbH umgetauft. Der Verein der Naturfreunde erhält 1921 ein Gelände auf dem Priwall, zum Bau eines Hauses. Im gleichem Jahr entstanden die ersten Sommerhäuser (Villen) an der Mecklenburger Landstraße. Durch Aufhebung des Freibadeverbotes im Jahre 1922 erlebt der Priwall einen Ansturm der Badegäste. Das Freibaden war nun bis zur Landesgrenze erlaubt. Die erste Jugendherberge entstand 1925 auf dem Priwall und wurde 1939 (mit Ausbruch des 2. Weltkrieges) geschlossen. Die 1926 gegründete Deutsche Lufthansa nutzte den Flughafen auf dem Priwall auch für den internationalen Flugverkehr z.B. nach Skandinavien. 1928 enstand die größte Flugzeugbergungshalle Deutschlands. Im selben Jahr fand auf der Priwal-Pferderennbahn ein Fußball-Turnier mit Werder Bremen, Mönchen-Gladbach und dem  L.B.V. Phönix statt.1929 wurden die Caspar-Werke aufgelöst und von der Erprobungsstelle für Seeflugzeuge des Reichsverbandes der Deutschen Luftfahrtindustrie übernommen. Das Luftschiff “Graf Zeppelin” landet 1931 auf dem Priwall-Flughafen. Leider war auch im selben Jahr der erste tödliche Unfall zu beklagen. Der 29 jährige Flugzeugfüher Karl Wiborg stürzte mit seinem Flugzeug ab. Die Wiborgstraße in Travemünde erinnert an ihn. Das größte Seeflugzeug der Welt, die Dornier Do.X , landet 1932 auf dem Priwall-Flughafen. Im selben Jahr durften Wochenendhäuser auf dem Priwall gebaut werden. Der zivile Luftverkehr wird 1934 eingestellt und der Flughafen von der Reichsluftwaffe bis 1945 militärisch genutzt. Bis zum Kriegsende waren ca. 1600 Mitarbeiter mit der Entwicklung, Bau und Erprobung von Flugzeugen beschäftigt.Kaserne der Reichsluftwaffe auf dem Priwall Mit Errichtung des Seeflughafens 1935 wird die Pötenitzer Wiek für Fischer gesperrt.Von 1939 bis 1945 wurde der Priwall für Nichtangehörige der Wehrmacht gesperrt. Im heutigen Passat-Hafen wurde 1942 ein U-Boothafen angelegt. Im Frühjahr 1945 wurden mehrere Luftangriffe auf den U-Boothafen und dem Flugplatz durchgeführt. Kurz danach wird der Priwall von englischen Besatzungstruppen besetzt. Auf dem Priwall wurden Flüchlinge aus den deutschen Ostgebieten (Ostpreußen, Pommern usw.) in Zelten untergebracht. Die Grenze zu Mecklenburg wurde 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht geschlossen dadurch wurde der Priwall wieder eine Insel, die nur über das Wasser erreichbar war. Die englische Besatzungsmacht räumte 1948 den Priwall. Nun konnte das ehemalige Wehrmachtsgebäude zum Krankenhaus umgebaut werden. Noch im selben Jahr wurde das Priwall-Krankenhaus eröffnet. Die Jugend-Freizeitstätte Priwall wurde 1949 gegründet sowie eine Zweig-Grundschule, für vorwiegend Flüchtlingskinder. Ein Jahr später wurde der Priwallverein der Wochenendhausbesitzer gegründet. 1951 wurde eine neue Jugendherberge eröffnet. Die Landes-Ausbildungsstätte Priwall für seemännischen Nachwuchs entstand 1952, in dem ehemaligen Gebäude der Reichsluftwaffe. Später kam ein Internat hinzu. Eine Feuerwehrstadtion kam 1954 auf dem Priwall. Das Segelschiff Passat lief 1959, das letzte Mal,in Travemünde ein und bekam ein Jahr später seinen festen Liegeplatz auf der Priwallseite. Aufgrund der hohen Besucher- und Urlauberzahlen wurde 1960 das “Haus des Kurgastes”, mit Lesehalle und Bühne, eröffnet.Krankenhaus auf dem Priwall 1990 die innerdeutsche Grenze, der DDR, wird geöffnet. Die Mecklenburger Landstraße erfüllte seit 1945 wieder ihren ursprünglichen Zweck. Der Priwall wurde wieder von dem Durchgangsverkehr genutzt. 1992 auf dem ehemaligen Gelände der Schlichting-Werft wird die Seniorenanlage “Rosenhof” eröffnet. Auf der Mecklenburger Seite, an der ehemaligen DDR-Grenze, wurde 1995 ein Gedenkstein (Inschrift: Nie wieder Geteilt) enthüllt. 2001 den Pächtern, der Priwall Wochenenhaussiedlung, werden die Parzellen zum Kauf angeboten. Die Sandskulpturenschau “Sand World” wird am Priwall-Strand 2002 eröffnet und wurde 2007 das letzte Mal veranstaltet. 2004 wurde das Priwall-Krankenhaus geschlossen und stand ab September 2005 leer. Als Ersatz wurde eine Praxis-Klinik mit Ein- und Mehrbettenzimmer in Travemünde geschaffen. 2006 enstanden die ersten Ferienhäuser einer großen Ferienhaus-Anlage, auf der Fläche eines Campingplatzes, Haus des Kurgastes und der Jugend-Freizeitstätte Priwall. 2007 wurde eine 7 Hektar große Fläche, in zentraler Lage, an die Investorengruppe Waterfront-AG verkauft. Diese plant an der Wasserlinie zwischen dem Passat-Hafen und den Priwallfähren ein Hotel, Eigentumswohnungen und Häuser.

 

 

 

 

 

Die Halbinsel Priwall an der Ostsee

Priwall Strand
Der Südliche Priwall an der Pötenitzer Wiek Lübeck Travemünde
Priwall